Keitumer-Chaussee 11; Hüs 77; Ein alter Staven in Westerland und seine Geschichte; "Zur Alten Dorfschmiede"


Das Haus wurde vermutlich um 1677 gebaut von Erk Jensen (+vor 1709) und seiner Frau Christine.
Sie heirateten um diese Zeit ebenfalls.

Sie hatten 2 bekannte Kinder:

Erk starb wohl vor 1709, da 1709 schon sein Sohn Nickels Erken Decker, als Besitzer angegeben wurde.

1709 wurde über das Haus 77 und Nickels Jercken in der "Anschreibung der Hußen & Ländereyen" folgendes indirekt berichtet (gleichgestellt mit Nickels Thamen von Haus 72):
"1) Zum Land:
- Säet und berget nichts.
2) Tiere:
- 3 Schafe
3) Das Haus besteht aus:
- Pesel, Stube und Außendiehl 7 Fach groß
4) Hat keine Fischerey als was er in der saltzen See mit großer Mühe fangen kann, zu sein und der Seinigen nothwendigen Unterhalt, welche Fischerey ungewiß ist.
5)  Ernährt sich von der Seefahrt."

Nickels Erken Decker heiratete 1711 Ohs Peter Eschels (*4.12.1687 Haus 120; +18.9.1767 Haus 77), sie zog in das Haus ein.
Sie hatten mehrere Kinder:

1745 & 1754 wohnten im Haus: Nickels Erken Decker (nicht Seefahrer), seine Frau Ohs, sowie die gemeinsamen Kinder (1745 fuhren Peter und Jens zur See, 1754 fuhr niemand zur See)

1754 heiratete Bunde Nickelsen Decker, Dürken Nis Nickelsen aus Tinnum (*11.12.1728 Tinnum; +1755 Haus 77), diese starb allerdings 1755 nach der Geburt ihrer Tochter: Ohs Bunde Nickelsen (*31.5.1755; +2.12.1763 Haus 77)

1757 heiratete Bunde Nickelsen Decker erneut, diesmal Moiken/Maren Mochel Peters vom Haus 17 (*29.9.1729 Archsum, wohnhaft 1745 Haus 23 und 1754 Haus 17; +2.10.1813 Haus 77).
Die beiden hatten mehrere Kinder:

Am 2.12.1763 starb Ohs, Bunde's Tochter aus erster Ehe.

Als Nickels Erken Decker am 19.4.1766 starb, übernahm sein jüngster Sohn Bunde Nikelsen Decker das Haus.

Am 18.9.1767 starb Ohs Peter Eschels.

1778 starb der Sohn Nikels Bunde Decker in Livorno (Italien)

1778 bekam dieser Staven (damalige HausNr. 73; Bunde Nickelsen Decker) einen Anteil an den Gemeindeländereien: 1 Los

Nach dem am 20.4.1802 Bunde Nikelsen Decker starb, lebten 1803 im Haus:

  • seine Witwe Moiken,
  • die Tochter Dürken Bunde Nickelsen und 
  • der Sohn / Seefahrer, Hans Bunde Decker (1803 abwesend auf See)

Am 2.10.1813 starb Moiken Mochel Peters.

Ab dann lebte 1835&1840 nur noch die Tochter Dürken Bunde Nickelsen Decker (1835: Nahrungszweig unbestimmt; 1840: lebte von Stricken) alleine in dem Haus.

1845 war das Haus unbewohnt,
Dürken zog zwischen 1840 und 1845 zu ihrem Neffen Theide Michel Decker (*1797 Haus 53, wohnhaft Haus 140; +1874 Haus 140) ins Haus 140.
Sie starb dort am 5.6.1845.

Um 1849 erwarb Christian Sybrand Geiken (*20.9.1829 Morsum; +1.9.1900 Westerland) das Haus.
1849 wurde das Haus auch neugebaut.

Am 14.6.1849 heiratete Christian, Inken Peter Simonsen (*1824 Haus 81; +1874 Haus 81).

Christian und Inken hatten mehrere Kinder:

Nachdem 1855 das Seebad Westerland gegründet wurde war Christian Sybrand Geiken einer der acht Aktionäre.

1860 wohnten im Haus: Christian Sybrand Geiken (Holzhändler), seine Frau Inken sowie deren Kinder. Außerdem wohnte noch ein Dienstmädchen im Haus: Laura/Laurette Sophie Eg(g)ert (*um 1840 Hoyer; +?), Laura wurde am 10.1.1864 unehelich ein Sohn geboren Ferdinand Wilhelm Steffensen (+?), der Vater war der Gastwirt / erste Hotelier von Westerland (genauer gesagt von der Dünenhalle) Peter Carsten Steffensen (*1804 Grünholz (Angeln); +26.12.1885 Westerland)

Um 1863 verkaufte Christian Sybrand Geiken das Haus und zog mit seiner Familie in das Haus 81 (wo seine Frau geboren wurde).

Das Haus erwarb dann der Kapitän Peter Andreas Christiansen aus Tinnum (*7.1.1833 Tinnum; +1866 China).

Er heiratete am 18.1.1863 Erkel Dirk Boysen (*28.2.1843 Haus 104; +14.5.1885 Haus 77).
Da Peter Andreas Christiansen schon 1866 in China starb, hatten die beiden nur einen Sohn zusammen:

Erkel heiratete am 10.11.1867 erneut, diesmal Kapitän Matthias Hinrich Matthiesen aus Keitum (*27.5.1835 Keitum; +27.8.1884 Haus 77).
Nicht ein Jahr danach starb der Sohn Alfred Christiansen am 2.7.1868.

Erkel hatte mit Matthias folgende Kinder:

  • Alma Pauline Matthiesen *21.11.1868; +8.3.1874
  • Emil Matthiesen *14.11.1869; +9.5.1971 Munkmarsch
    • heiratete am 26.3.1897, Jeanette Petrea Prott (*17.12.1873 Tinnum; +12.4.1947 Munkmarsch), er erbte das Haus.
    • Lebte später in Munkmarsch und war Seefahrer, er wurde später mit über 100 Jahren der älteste Sylter Seefahrer!

Matthias Hinrich Matthiesen starb am 27.8.1884.
Erkel Dirk Boysen starb kaum ein Jahr später am 14.5.1885.

Danach erbte der Sohn, Malermeister Emil Matthiesen das Haus, 1897 heiratete er am 26.3. Jeanette Petrea Prott (*17.12.1873 Tinnum; +12.4.1947 Munkmarsch). Die beiden wohnten in Munkmarsch.

Um 1930 gehörte das Haus Johann Bernhard Schlüter (*1865; +1946), welcher eine Gastwirtschaft in dem Haus hatte und dort einen Eiskeller (Bierkeller) erbaute.

Um 1899 heiratete Johann, Jenny Maria Westphal (*25.2.1872 Haus 15; +1931)

Nachdem Jenny Maria Westphal 1931 starb, folgte der Sohn Willhelm Schlüter als Besitzer (*7.1.1912; +16.2.1942 Russland (zweiter Weltkrieg)) mit seiner Ehefrau Erna Petersen (*9.8.1914; +22.11.1974).

Wilhelm Schlüter starb am 16.2.1942 in Russland während des 2ten Weltkrieges.

Die Witwe Erna Petersen heiratete später Hans Nielsen (*23.8.1913; +6.5.1985), und betrieb die Gastwirtschaft unter dem Namen "Kleine Erna" weiter.

Johann Bernhard Schlüter starb 1946.

In den 60ern wurde das Haus verkauft an einen Dänen, Ole Grilfeldt, welcher dort einen Antiquitäten Laden eröffnete. ("Zur Alten Dorfschmiede")

Den Laden gibt es auch heute noch und er gehört noch stets Ole Grillfeldt

Das Haus im April 2022


Ich freue mich über Kommentare, Berichtigungen und weitere Bilder des Hauses!

- Tanno Hüttenrauch



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Geschichte vom Haus "Rantum Inge" / Geschichte vom ältesten Gebäude von Rantum

Die Häuserchronik für Westerland

Inhaltsverzeichnis aller Häuserchroniken auf diesem Blog