Fischerweg 29; Hüs 104; Ein altes denkmalgeschütztes Haus in Westerland und seine Geschichte "Friesenhof Südern"


 

Das Haus soll um 1700 erbaut worden sein, doch ist der Staven (Hausgrundstück) wohl schon sehr viel länger bebaut. Lange war das Haus das westlichste Haus in ganz Westerland.

1704 und 1709 wurde als Besitzer ein "Boh Peters(en)" genannt. Dieser Boh Peters war wiederum der Sohn des Peter Bleicken, welcher1689 und 1693 in Steuerlisten als Besitzer verzeichnet war.

Peter Bleicken hatte wahrscheinlich noch mindestens einen anderen Sohn (nicht sicher):

    - Schwen Peters, welcher um 1689 als Besitzer genannt wurde bei dem nahen Haus 105

Peter Bleicken stammte wiederum ab von Bleke Schwennen, welcher vorher 1636 und 1666 als Besitzer des Hauses genannt wurde (wobei Peter Bleken um 1653 verzeichnet war)

Bleike Schwennen (Carstens) war wiederum der Sohn von Schwenn Schwennen (Carstens), welcher 1611 und 1640 als Besitzer verzeichnet war.

Bleike hatte vermutlich (nicht sicher!) mehrere Brüder, welche die Nachbarshäuser bauten:

- Andreas Schwennen, sein Sohn Schwen Andresen war wohl der erste Besitzer von Haus 103 (1689 verzeichnet)

- Boh Schwennen, dieser wurde 1689 als Besitzer des Hauses 106 nebenan verzeichnet.

Da der erste Schwenn Schwennen (oder Schwen Carstens, wie er manchmal verzeichnet wurde), schon 1611 recht hohe Steuern zahlte und wegen seiner isolierten Lage, ist es möglich, dass dieses Hausgrundstück noch ein Überbleibsel des alten Eidums ist.

Süd-westlich vom Haus im heutigen Südwäldchen gab es vor 1704 wohl auch noch (ein) Haus (oder mehrere Häuser), die Ecke dort nannte man "Stööwenken" was so viel wie = "kleine Hausgrundstücke" bedeutet.

1709 wurde über das Haus 104 und Boh Petersen in der "Anschreibung der Hußen & Ländereyen" folgendes berichtet:
"1) Zum Land:
- Kann 7 gering Fuder Heu bergen vom Wert a 2 Mark.
- Säet im Jahr 2 Tonne Roggen und 2 Tonne Gärsten
Kann während ein Jahr ein Schip Saat Landes gelten 5 Mark etlicher maßen 10
- hat nichts davon veräußert.
2) Tiere:
- 2 kleine Pferde
- 2 Kühe
- 2 kleine Quien
- 10 Schafe
Heuer Weyde ist hier nicht, Andern müßen unsere Beesten auf fremder Weyde halten, auf List gilt ein Stück Vieh zu gräßen und weyden 1 und ein gilt 3.
3) Das Haus besteht aus:
- eine Kammer Pesel Stube und Außendiehl von 7 Fach
- Droschlohe und Stall 6 Fach
- eine Scheune 5 Fach
- alles in ziemlichem Stande
4) Hat keine Fischerey als was er in der saltzen See mit großer Mühe fangen kann, zu sein und der Seinigen nothwendigen Unterhalt, welche Fischerey ungewiß ist.
5) Hat keine Nahrung als die Seefahrt.
6) So lange die Seefahrt glückt und Gott ihn so läßt, kann er seiner gnädigsten Herrschaft gerecht werden."

-----------------------------------------------------------------------------

Widmen wir uns nun der späteren Geschichte des Hauses.

1716 heiratete Peter Bohn (+vor 1745), Sohn des Boh Peters, Merret Peter Mochels (*15.10.1689 vielleicht vom Haus 23; +5.10.1766 Haus 104).

Sie hatten mehrere Kinder:

1745 & 1754 lebten nur noch die Witwe Merret Peter Mochels, sowie alle ihre Kinder in dem Haus, die Söhne waren Seefahrer.
1754 wohnte nur noch der Sohn Peter als Seefahrer mit seiner Mutter im Haus, sowie seine Schwestern Moiken und Christin.

Peter Peter Bohn heiratete um 1756 Erkel Cornelius Peters (*27.6.1729 Haus 86; +25.6.1822 Haus 104).
Sie hatten 2 Kinder:

1766 am 5.10. starb Merret Peter Mochels, der Sohn Peter Peter Bohn erbte das Haus.

1773 wurde das Haus womöglich zum Teil erneuert

1778 bekam dieser Staven (damalige HausNr. 102; Peter Peter Bohn) einen Anteil an den Gemeindeländereien: 1 Los

Am 12.8.1796 heiratete Erkel Peter Peter Bohn den Westerländer Dirk (Erk) Cornelsen (*25.8.1769 Haus 101; +1.6.1846 Haus 104), er zog in das Haus ein.

Am 30.6.1800 starb Peter Peter Bohn.

1803 lebten in dem Haus: Dirk/Erk Cornelsen (Seefahrer), seine Frau Erkel und ihre Mutter Erkel, sowie eine Dienstmagd Erkel Peter Andresen (*6.5.1775 Tinnum; +22.5.1830 Haus 3).
Die Dienstmagd Erkel heiratete am 10.4.1810 den Witwer Thomas Jens Franzen (*2.3.1747 Tjæreborg DK; +15.8.1820 Haus 3) und zog zu ihm ins Haus 3

Am 25.6.1822 starb Erkel Cornelius Peters.

1835 wohnten im Haus nur Dirk Cornelsen (Landwirt, lebte hauptsächlich von Zinsen) und seine Frau Erkel
1840 wohnte zusammen mit dem Ehepaar auch ein Dienstmädchen im Haus: Dorothea Peter Matzen (*um 1816 Guldager DK; +9.5.1894 Haus 102). Dorothea heiratete am 8.8.1841 den Neffen von Dirk Cornelsen, Cornelius Erk Peters (*1808 Haus 101, 1840 wohnhaft bei seinem Cousin im Haus 103; +25.8.1876 Haus 102), sie zogen ins Haus 102.

Um 1840 adoptierten Dirk Cornelsen und seine Frau Erkel den jungen Boy Lorenz Boysen (*1.1.1812 Haus 92; +23.8.1890 Haus 104), dieser war der Sohn von Dirk's Nichte Erkel Cornelius Peters (*11.11.1788 Haus 103; +1.9.1877 Haus 92).

Am 15.4.1841 starb Erkel Peter Peter Bohn.

1841 am 27.6. heiratete Boy Maren Jens Bleicken (*18.1.1810 Kampen; +4.8.1893 Haus 104), sie zog in das Haus ein.

Boy und Maren hatten mehrere Kinder:

1845 wohnten im Haus 104: Dirk Cornelsen (Witwer und Landwirt), sein Pflegesohn Boy Lorenz Boysen, Boy's Frau Maren sowie ihre Tochter Erkel Dirk Boysen.

Am 1.6.1846 starb Dirk Cornelsen, der Adoptivsohn Boy erbte das Haus.

Ab 1855 war Boy Lorenz Boysen Kirchspielvogt von Westerland.
Nachdem 1855 das Seebad Westerland gegründet wurde war Boy Lorenz Boysen einer der acht Aktionäre.

1860 wohnten im Haus: Boy Lorenz Boysen (Kirchspielvogt), seine Frau Maren, sowie die vier Töchter.

Elise Boy Lorenz Boysen heiratete am 25.11.1875 den Keitumer Meinert Wulf Hendricks (*3.3.1845 Keitum; +1914), er zog zu ihr.

Sie hatten mehrere Kinder, darunter:

1890 am 23.8. starb Gemeindevorsteher / Kirchspielvogt Boy Lorenz Boysen.
Nach ihm wurde später die heutige Boysenstraße in Westerland benannt.

Seine Frau Maren Jens Bleicken starb am 4.8.1893.

Marie Hendricks heiratete irgendwann Manuel Jensen, er erbte das Haus.

1900 starb Elise Boysen

1914 starb Meinert Wulf Hendriks.

1935 erwarb Ernst Haberland (*1898) das Haus, er hatte eine Gärtnerei.

1980 verkaufte seine Tochter Edith Bode (geboren, Haberland) das Haus.

2009 wurde das Haus wieder verkauft, das Haus hat jetzt 2021 mehrere Ferienwohnungen.

Das Haus im April 2022

Das Haus jetzt, im Jahr 2021 (Danke an Dirk Jacobsen für das Bild!)

Ich freue mich über Kommentare, Berichtigungen und weitere Bilder des Hauses!

- Tanno Hüttenrauch

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Geschichte vom Haus "Rantum Inge" / Geschichte vom ältesten Gebäude von Rantum

Die Häuserchronik für Westerland

Inhaltsverzeichnis aller Häuserchroniken auf diesem Blog