Wenningstedter-Weg 4 Westerland; Hüs 22; Ein sehr alter Staven in Westerland und seine Geschichte "Linderhof"

 
1659 soll das erste Haus gebaut worden sein vom Kapitän Peter Heiken (Köster). Dieser starb 1688 und war davor viele Jahre Schulmeister und Küster von Westerland gewesen.

Allerdings war die Bebauung des Stavens sicherlich noch viel älter.

Um 1636 gehörte das Haus dem Müller Heike Carstens (+1666), wahrscheinlich war der Staven aber schon davor bebaut, und identisch mit dem schon 1611 genannten Staven von Andreas Schwennen. Falls ja, erwarb Heike Carstens entweder das Haus von seinen Erben, oder heiratete eventuell die Tochter des Andreas Schwennen.

Heike Carstens wurde ungefähr um 1598 in Westerland geboren (Nordhedig) und war wohl ab 1627 oder 1635 Müller an der alten Mühle im Bundiswung.
Ungefähr um 1629 heiratete Heike Carstens dann und bezog das Haus 22.

Er hatte mit seiner Frau mindestens 3 Söhne:

  • Carsten Heiksen *um 1627; +1690
    • ab 1667 Müller in Westerland, zog vor 1653 in das Haus 3 (oder baute dieses)
  • Matz Heiksen *1629; +1705 Keitum
    • heiratete um 1658 Marren Bleicken (*um 1632; +um 1680) und zog nach Keitum, war dort Gastwirt und später Ratmann.
    • heiratete am 24.1.1689 Marrin Hansen (*Keitum; +vor 1709)
  • Peter Heiken (Köster) *1630; +1688
    • heiratete später eine Ise, erbte das Haus 22.
    • Kapitän, ab 1659 bis zu seinem Tod 1688 war er Küster und Schulmeister von Westerland.
Um 1653 lebten in dem Haus (in der Liste wurden nur erwachsene Männer berücksichtigt) Matz Heiksen und Peter Heiken.
Ab 1659 war Peter Heiken dann Schulmeister und Küster von Westerland.

1666 starb der Müller Heike Carstens.

Um 1670 herum heiratete Peter Heiken eine "Isa / Ise", sie hatten mindestens 3 Kinder:
Peter Heiken Köster starb 1688.
Danach bat dessen Witwe Isa den Probst in Tondern darum, ihren Sohn Peter Petersen zum Schulmeister und Küster in Westerland zu ernennen.

Der Sohn, Peter Petersen Köster war dann ab 1688 bis 1733 Küster und Schulmeister in Westerland.

1698 heiratete Peter Petersen, Inge Owe Erken (*12.10.1673 Braderup; +4.2.1763 Haus 22) aus Braderup.
Sie hatten mindestens drei Kinder:
1709 wurde in der "Anschreibung der Hußen & Ländereyen" über das Haus und Peter Petersen Küster unter anderem folgendes verzeichnet:
"1) Zum Land:
1) Kann jetzt nicht mehr als jährlich 7 Fuder gering mager Heu bergen von Wert a 2 Mark denn es wohl zu observieren, dass das beste Land mit der See weggespühlet und auch mit Sand überstoben ist.
- Säet 1 1/2 Tonne Roggen und Gärsten desgleichen. 
 
- Kann während ein Jahr ein Schip Saat Landes gelten 5 etlicher maßen 10
- Hat davon nichts veräußert.
2) Tiere:
- 2 schlecht Pferde
- eine Kuh
- eine junge Kuh
- kleine Beesten
- 6 Schafe
Heuer Weyde ist hier nicht, Andern müßen unsere Beesten auf fremder Weyde halten, auf List gilt ein Stück Vieh zu gräßen und weyden 1 und ein gilt 3.
3) Das Haus besteht aus:
- eine kleine Kammer Pesel Stube und Außendiehl von 8 Fach
- Dreschlohe und Stall 6 Fach
- Schafstall 3 Fach
- alles Gebäude in einem gar schlechten und geringen Zustand befindlich
4) Hat keine Fischerey als was er in der saltzen See mit großer Mühe fangen kann, zu sein und der Seinigen nothwendigen Unterhalt, welche Fischerey ungewiß ist.
5) Hat keine Nahrung als aus der See, und was er davon erlangen kann; kunte sich außer diesem nebst den Seinigen nicht ernehren.
6) Solange die Seefahrt glücket und Gott ihn in diesem Stande laßet, kann praestanda praestieren."

1734 starb Peter Petersen Köster, der Sohn Peter Peter Köster erbte das Haus.
Danach wurde Küster und Schullehrer (vormaliger Grönlandkommandeur) Hans Carstens (*10.8.1697 Haus 15; +26.1.1763 ebenda), Peter's Cousin.

1744 heiratete Peter Peter Köster, die Merret Manne Petersen Hahn (*30.11.1716 Haus 94; +30.4.1799 Haus 22)
Zusammen hatten sie viele Kinder:
1745 und 1754 wohnten in dem Haus Peter Petersen (fuhr 1745 zur See, 1754 nicht mehr) mit seiner Frau Merret und seinen Kinder. Ebenfalls wohnten in dem Haus Haus noch Peter's Mutter Inge und seine Schwester Ise (nur 1745!)

Am 4.2.1763 starb die Witwe Inge Owe Erken.

1778 bekam dieser Staven (damalige HausNr. 20; Peter Heicken Köster) einen Anteil an den Gemeindeländereien: 1 Los

1782 oder 1784 wurde das Haus ganz neugebaut.

Peter Peter Köster starb am 18.6.1786

Seine Witwe Merret starb am 30.4.1799

Am 31.12.1801 starb Bleik Peter Köster.

Danach wohnten in dem Haus 1803 nur noch die Geschwister Meinert (1803 Seefahrer) und Kressen Peter Köster.

Am 26.1.1804 heiratete der Seefahrer Meinert Peter Köster, Christen Nickels Hennings (*2.9.1771 Rantum, wohnte im Haus 25+2.5.1840 Haus 22), sie zog in das Haus ein.
Meinert Peter Köster und Christen hatten mehrere Kinder:
1814 starb am 12. Januar Kressen Peter Köster.

Meinert Peter Köster starb 1826 in Hamburg.

1835 wohnten in dem Haus die Witwe Christen (Nahrungszweig unbestimmt), sowie ihre zwei Kinder Peter (Seefahrer) und Dürken. 
Außerdem wohnte in dem Haus noch Moiken Lorenz Thamen (*4.8.1781 Haus 24; +1.7.1857 
Haus 24), diese wurde von der Armenkasse unterhalten.

Am 2.5.1840 starb Christen Nickels Hennings.
Bei der Volkszählung von 1840 wurde sie als Bewohnerin des Hauses zusammen mit ihren Kindern Peter (Seefahrer) und Dür noch genannt; Christen lebte von Stricken.

Der Sohn und Seefahrer Peter Nickels Köster starb dann am 17.11.1844

1845 lebten in dem Haus (als Mietlinge) Dürken Meinert Köster (Näherin) und die Näherin Johanna Petersen (*um 1811 Jels, DK wohnte 1840 im Haus 18).
Kurz danach um 1846 verkaufte Dürken das Haus und zog mit Johanna in das Haus 24.


Um 1846 kaufte der Däne Truels Nielsen (*um 1815 Tjæreborg DK; wohnte 1840 im Haus 49 als Dienstknecht und 1845 im Haus 82; +1900) das Haus.
Er bezog es mit seiner am 21.5.1843 geheirateten Frau Johanna Boy Jensen (*1813 Haus 1; +1890)

Sie hatten mehrere Kinder, mindestens:
1860 wohnten in dem Haus Truels (arbeitete als Fuhrmann), seine Frau Johanna und ihre zwei Kinder.

Um 1863 ließ Truels das Haus komplett neubauen.

Am 26.3.1876 heiratete Truel's Sohn, Boy Jens Nielsen, die Keitumerin Ada Jansen (*15.6.1852 Keitum), sie zog in das Haus. Boy und Ada hatten keine Kinder.

1890 starb Johanna Boy Jensen.

Truels Nielsen starb 1900.

Boy Jens Nielsen und Ada nahmen später Ada's Nichte, Minni Jansen (*11.11.1879 Keitum, Tochter von Ada's Schwester Maria Dorothea Jansen; +10.1.1972 St. Peter Ording), in das Haus auf, um das Ehepaar im Alter zu pflegen und Minni dafür als Erbin einzusetzen.

Minni heiratete 1904 Hans Linder (*1877 Grube), doch beide hatten keine Kinder.
Von diesem Hans Linder stammt auch der heutige Name des Gebäudes, "Linderhof"

Ada Jansen starb 1927.
Boy Jens Nielsen starb danach im Jahre 1931.

Später um 1958 war der Besitzer ein Dr. Jacobsen. Zu dieser Zeit wurden Ferienwohnungen eingebaut.

Um 1986 gehörte das Haus Karl Robert Meyer

Mittlerweile ist es ein Appartmenthaus ("Linderhof"), im Besitz der Familie Feise.
Es beinhaltet viele Ferienwohnungen.

Der Linderhof im April 2022

Ich freue mich über Kommentare, Berichtigungen und Bilder des Hauses!

- Tanno Hüttenrauch






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Geschichte vom Haus "Rantum Inge" / Geschichte vom ältesten Gebäude von Rantum

Die Häuserchronik für Westerland

Inhaltsverzeichnis aller Häuserchroniken auf diesem Blog