Johann-Möller-Straße 2a Westerland; Hüs 3; Ein alter Staven in Westerland und seine Geschichte "Kiek in"


Das erste Haus wurde wohl um 1653 herum auf dem Staven gebaut vom Müller Carsten Heiksen (*um 1627 Haus 22; +1690 Haus 3).
Ursprünglich stand das Haus südlicher, ungefähr in der Deckerstraße, wurde aber irgendwann an die heutige Stelle versetzt.

Ungefähr um 1650 heiratete Carsten Heiksen und hatte mindestens 2 Kinder:

Carsten Heiksen starb 1690, von 1667 bis 1690 war Carsten Müller von Westerland
Das Haus ging an den jüngeren Sohn:
Mochel Carstens (*um 1660; +1709 im Wattenmeer), dieser war Müller und ab 1709 auch Strand- und Kirchspielvogt von Westerland.

1701 war Mochel Carstens einer der Westerländer, die die Verlängerung der Kirche finanzierten.

Allerdings starb Mochel 1709 im Wattenmeer, als er wegen eines Prozesses auf das Festland musste.

Mochel hatte mit seiner Frau Inge mehrere Kinder:

1709 wurde in der "Anschreibung der Hußen & Ländereyen" über das Haus  und Muchel Carstens (deJung) unter anderem folgendes verzeichnet:

"1) Zum Land:
- Kann jetzt nicht mehr als jährlich ungefehr 10 Fuder gering mageres Hau bergen, ist kaum 2 Mark Fuder werth,
- Säet 3 1/2 Tonn Roggen und eben so viel Gärste
- Kann während ein Jahr ein Schip Saat Landes gelten 5 etlicher maßen 10, weil einiger Orten das Land gar gering und mit Sande überstoben ist
- Davon nichts veräußert und etwaß Kirchenland darunter.
2) Tiere:
- 2 kleine Pferde
- 2 Kühe
- 4 junge Beesten
- 8 Schafe 
Heuer Weyde ist hier nicht, Andern müßen unsere Beesten auf fremder Weyde halten, auf List gilt ein Stück Vieh zu gräßen und weyden 1 und ein gilt 3.
3) Das Hauß bestehet aus:
- eine kleine Kammer, Pesel und Stube Außendiehl von 7 Fach
- Droschloh + Stall 6 Fach
- Scheune 5 Fach
- ein klein Schafstall dabey von 3 Fach
Insgesamt ist das Haus: "
in gutem Stande"
4) Hat keine Fischerey als was er in der saltzen See mit großer Mühe fangen kann, zu sein und der Seinigen nothwendigen Unterhalt, welche Fischerey ungewiß ist.
5) Hat keine Nahrung als aus der See, und was er davon erlangen kann; kunte sich außer diesem nebst den Seinigen nicht ernehren.
6) Solange die Seefahrt glücket und Gott ihn in diesem Stande läßt, und daß ihn der Sand nicht vertreibt, kann er sein schuldiges praestandum abführen."

Der Sohn Boh Mochels war ab 1710 Kirchspielvogt (bis 1760) und kurz auch Strandvogt (1710 bis 1714 und 1720 bis 1760), Müller war er nicht mehr.

Zu der Zeit heiratete Boh seine Frau, Karen Jens Theides (*1691 vielleicht Haus F; +5.5.1753 Haus 3)

Die beiden hatten mehrere (insgesamt 8) Kinder:

1745 wohnten in dem Haus also: Boh Mochels mit seiner Frau sowie den Kindern Jens Boh Mochels (Seefahrer) und Erkel Boh Mochels.

Am 3.1.1753 heiratete der jüngste Sohn, Jens Boh Mochels, die Keitumerin Jey Schwen Andresen (*27.1.1724 Keitum; +14.3.1772 Haus 3), sie zog ein. 

Am 18.11.1753 wurde Jens und Jey wohl eine Tochter geboren: Karen Jens Bohn.
Karen starb aber schon am 2.2.1754

Am 5.5.1753 starb Karen Jens Theides.

1754 wohnte dann nur noch der Witwer Boh Mochels mit seinen Kindern Jens Boh Mochels (Seefahrer) und Erkel Boh Mochels im Haus. Ebenfalls wohnte im Haus noch Jens' Ehefrau Jey.

Ab 1760 war Jens Boh Mochels bis 1769 Kirchspielvogt und bis 1762 auch Strandvogt.

Boh Mochels starb am 17.10.1762

Als Jens' Frau Jey am 14.3.1772 starb, heiratete er im Jahr darauf erneut.
Jens heiratete am 28.1.1773, die Christin Jens Mannis (*29.7.1739 Keitum; +8.2.1806 Haus 3)

Sie hatten irgendwann einen Sohn, der allerdings früh starb; Matthies Jens Bohn.

1778 brannte das Haus am 1. Mai ganz ab und wurde dann von Jens Boh Mochels neu aufgebaut, an der selben Stelle.

1778 bekam dieser Staven (damalige HausNr. 2; Jens Boh Mochels) einen Anteil an den Gemeindeländereien: 1 Los

Am 27.1.1779 starb Jens Boh Mochels.

5 Jahre später am 4.4.1784 heiratete seine Witwe Christin erneut, diesmal den Dänen und Witwer Thomas Jens Franzen (*2.3.1747 Tjæreborg DK; +15.8.1820 Haus3), er wohnte zu der Zeit in Keitum und zog dann nach Westerland.
Er hatte mit Christin keine Kinder, aber einen Sohn aus erster Ehe (mit Inge Sönken aus Ophusum; +16.2.1783 Keitum):

1803 lebten neben Thomas Jens Franzen, seiner Frau Christin Jens Mannis und dem Sohn Matthias Jan Thomsen noch Christin's Neffe, Seefahrer Jan Meinerts (Seefahrer; *30.9.1784 Keitum; +15.2.1857 Haus 23) in dem Haus.
Jan heiratete am 15.12.1807 Merret Uwe Heiken Palm (*11.9.1785 Haus 26; +19.12.1870 Haus 23), sie wohnten dann im Haus 23

Am 8.2.1806 starb Christin Jens Mannis.

Ihr Stiefsohn Matthias Jan Thomsen, heiratete am 6.11.1807, Dorothea Jan Claasen (*15.8.1788 Haus 58; +7.9.1861 ebenda), Matthias zog zu ihr ins Haus 58.

Thomas Jens Franzen heiratete am 10.4.1810 erneut, diesmal Erkel Andresen (*6.5.1775 Tinnum; 1803 wohnhaft im Haus 104 als Dienstmagd; +22.5.1830 Haus 3).
Sie hatten 2 Söhne:

Am 15.8.1820 starb Thomas Jens Franzen.

Erkel Andresen starb als Witwe am 22.5.1830.
Danach zogen ihre Kinder zu dem Stiefbruder Matthias Jan Thomsen ins Haus 58.

Matthias vermietete das Haus 3 dann.

1831 verkauften die Witwe Kaiken Peter Fries/Klein (*16.8.1777 Haus 18; +7.8.1850 Haus 3) und ihre Tochter Maria Hansen (*18.1.1815 Haus 110; +3.8.1904 Haus 110) ihr Haus im Bundiswung (Haus 110) und lebten ab dann zur Miete in dem Haus Nr. 3, welches Matthias Jan Thomsen gehörte, unterhalten wurden sie von der Armenkasse.

Maria Hansen arbeitete 1835, 1840 und 1845 ebenfalls als Tagelöhnerin.

Am 7.8.1850 starb Kaiken Peter Fries/Klein.

Kurz darauf heiratete Maria Hansen den Dänen Matz Peter Matzen (*28.5.1807 Sædding, Guldager; +23.6.1896 Haus 110), an wessen Vater Kaiken 1831 das Haus 110 verkauft hatte, und zog zu ihm, zurück in ihr Geburtshaus, Haus 110.

Daraufhin zog eine Tochter von Matthias Jan Thomsen von dem Haus 58, in das Haus ein:
Kressen Matthias Thomsen (*1818
Haus 58; +4.1.1892 Haus 3), 1860 lebte sie alleine im Haus als Landwirtin.

Nach einigen Jahren alleine, heiratete Kressen am 6.12.1861 den Dänen Nis Christensen Lindwig (*12.10.1833 Kjerbøl bei Darum DK; 1860 Diensbote im Haus 58 bei Kressen's Bruder; +9.9.1882 Westerland), er zog zu ihr in das Haus.

Im Jahr 1880 ließen sie sich scheiden, Nis verließ das Haus.

Bis zu ihrem Tod am 4.1.1892 lebte Kressen alleine in dem Haus.

Danach gehörte irgendwann Kressen's Neffe und Nichte (Kinder ihres Bruders Jan Claas Andreas Thomsen) das Haus, Matthias Jan Thomsen (Junior) (*31.3.1857 Haus 58; +?) und seiner Schwester Inken Therese Thomsen (*14.3.1852 Haus 58; +?)

Während der Inflation 1921 bis 1923 verkaufte Matthias das Haus.

Dann kaufte ein Hans Martens Hansen - Kanninghuus das Haus neben vielen anderen Häusern in Westerland

Um 1970 gehörte das Haus Peter und Christina Schmidt, diese eröffneten in dem Haus das Restaurant "Kiek in" welches 2018 die Türen schloß.

Das Haus im Jahr 2019


Ich freue mich über Kommentare, Berichtigungen und weitere Bilder des Hauses!

- Tanno Hüttenrauch




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Geschichte vom Haus "Rantum Inge" / Geschichte vom ältesten Gebäude von Rantum

Die Häuserchronik für Westerland

Inhaltsverzeichnis aller Häuserchroniken auf diesem Blog