Friesische-Straße 25 Westerland; Hüs 4; Hüs H; Ein altes Haus in Westerland und seine Geschichte


 

Ursprünglich standen Vorgänger dieses Hauses bereits 2 mal an anderen Stellen.

Als erstes stand das Haus (um 1745 und 1778) ungefähr in der Nähe der heutigen Klaus-Groth-Straße, damals war es das westlichste Haus des nördlichen Teils Westerlands.

Der erste bekannte Besitzer war Andreas Peter Hansen (*2.3.1701 List; +5.8.1753 Haus H), welcher am 8.1.1734 Inge Andresen Hahn (*15.9.1703 Haus 16; +28.11.1779 Haus H) heiratete.

Möglicherweise baute Andreas das Haus, allerdings lebte dort 1745 und 1754 noch eine andere Person, Inge Berendts, diese wurde schon 1709 genannt, möglicherweise als Besitzerin dieses Hauses, was bedeuten würde, dass das Haus älter ist. 

1709 wurde möglicherweise über das Haus H und Inge Berendts in der "Anschreibung der Hußen & Ländereyen" folgendes berichtet:
"1) Zum Land:
- Kann ein klein Fuder Heu bergen vom Wert a 2 Mark.
- Säet im Jahr 1 1/2 Schip Roggen und 1 1/2 Schip Gärsten
Kann während ein Jahr ein Schip Saat Landes gelten 5 Mark etlicher maßen 10
- hat nichts davon veräußert.
2) Tiere:
- 6 Schafe
3) Das Haus besteht aus:
- ein klein Kammer klein Stube und Außendiehl von 5 Fach
4) Hat keine Fischerey als was er in der saltzen See mit großer Mühe fangen kann, zu sein und der Seinigen nothwendigen Unterhalt, welche Fischerey ungewiß ist.
5)  Muss sich ihrer Hände Arbeit ernähren.
6) So Lange Gott Gesundheit läßt, kann Sie der Herrschaft Pflichten abtragen."

Es ist unsicher, wann Inge starb, möglicherweise um 1757.

Andreas Peter Hansen und Inge hatten mehrere Kinder:

1745 lebten also im Haus: Andreas Petersen List (Andreas Peter Hansen, Seefahrer) mit seiner Ehefrau Inge und ihren Kindern, sowie die alte Inge Berendts.

Am 5.8.1753 starb Andreas Peter Hansen.

1754 lebten dann im Haus die Witwe Inge Andresen Hahn, sowie ihre Kinder (der Sohn Peter Andresen  List fuhr 1754 zur See) und die alte Inge Berendts.

Am 22.10.1766 starb die Tochter Inge Andreas Petersen.

Am 2.1.1767 heiratete die Tochter Else Andreas Petersen den auf Sylt gestrandeten Michel Michelsen Marloh (*11.8.1739 Mecklenburg; +3.5.1823 Haus 4/H).
Sie hatten allerdings nur einen Sohn:
- Andreas Michel Marloh (*22.7.1768), welcher aber zusammen mit seiner Mutter Else kurz nach der Geburt verstarb. Else starb am 28.7.1768.

Michel Marloh heiratete am 4.1.1770 erneut, diesmal Kressen Andreas Jensen (*25.7.1739 Haus 19; +7.3.1793 Haus 4), mit welcher er einen Sohn hatte.
1770 wurde dieser geboren und bekam den Namen Michel Michelsen Marloh (+1815 Bordeaux).

1778 bekam dieser Staven (damalige HausNr. 123; Michel Michelsen Marloh) einen Anteil an den Gemeindeländereien: 1/2 Los

Am 28.11.1779 starb die alte Inge Andresen Hahn.

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1784 wurde das Haus abgebrochen, und nach Nordhedig versetzt, dort stand es erstmal an anderer Stelle, ungefähr an der Ecke Johann-Möller-Straße und Stephanstraße (südlich der Johann-Möller-Straße).

Am 7.4.1792 heiratete Michel Michelsen Marloh (II), Christina Margaretha Jens Nielsen (*25.12.1770 Haus 1; +22.8.1846 Haus 4), sie zog in das Haus ein.

Kressen Andreas Jensen, die Mutter von Michel, starb am 7.3.1793

Michel Michelsen Marloh (II) hatte mit Christina zwei Töchter:

Um 1803 als Kressen Michelsen Marloh geboren wurde, lebten in dem Haus ihr Großvater Michel Marloh, und ihre Eltern, Michel Michelsen Marloh (Seefahrer) und Christina Margaretha Jens Nielsen.

Am 17.11.1815 starb Michel Michelsen Marloh (II) auf See bei Bordeaux (Frankreich)

Am 3.5.1823 starb der alte Michel Michelsen Marloh

Die Witwe Christina (1835 war ihr Nahrungszweig unbestimmt) lebte nun mit ihren beiden Töchtern alleine in dem Haus, die Töchter arbeiteten 1835 beide als Dienstmädchen und wohnten somit in anderen Häusern.

Am 14.10.1836 heiratete Tochter Kressen den in Keitum wohnhaften Andreas Petersen (*5.11.1776 Stedesand; +8.11.1836 Keitum; Andreas war vorher verheiratet mit Kressen's Tante (Anna Jens Nielsen *um 1768; +11.5.1836 Keitum)), er starb allerdings nicht einen Monat später am 8.11.1836.

1840 lebten im Haus Kressen und ihre Mutter Christina. Beide lebten vom Stricke-machen.

Als Kressen am 20.11.1842 den Wiedingharder Witwer Jürgen Thomsen (*6.7.1796 Hoddebüll; +21.3.1882 Haus 8) heiratete, zog er auch in das Haus, zusammen mit seinen Töchtern aus der ersten Ehe:

1845 lebten im Haus 4: Christina Margaretha Jens Nielsen (ernährte sich von ihrer Hände Arbeit), ihre Tochter Kressen mit ihrem Ehemann Jürgen Thomsen (Seefahrer), sowie die Tochter Margaretha Thomsen (Weberin).

Am 22.8.1846 starb Christina Margaretha Jens Nielsen.

Um 1855 zog Jürgen Thomsen mit seiner Familie in das Haus 8, wo sie die alten Geschwister Eschels verpflegten, die Schwägerin Brigitte Michel Marloh wohnte nun alleine in dem Haus 4.
Brigitte lebte davor von mindestens 1835 bis 1845 im Haus 126, wo sie als Dienstmädchen arbeitete.

1856 am 26.8 fing das Haus durch einen Blitz an zu brennen und brannte ab.

1857 wurde das Haus an der heutigen Stelle (Friesische Straße) neu aufgebaut, viele Westerländer halfen damals der alten Brigitte dabei.

1860 wohnte Brigitte Michel Marloh alleine in dem Haus, in den folgenden Jahren war sie eine der ersten Westerländerinnen die Gäste in ihrem Haus empfing.
Später nahm sich Brigitte eine Christine Lund als Pflegerin in das Haus.

Nachdem Brigitte am 7.4.1881 starb, erbte Christine Lund das Haus.
Diese verkaufte es an Bernhard Deutscher (*21.4.1879 Haus 20).

Bernhard Deutscher verkaufte es später um 1930 an Lisbeth Regendanz, später gehörte es dann ihren Erben.

Mittlerweile (2022) wird das Haus als Gästehaus genutzt.


Das Haus 4 im April 2022

Ich freue mich über Kommentare, Berichtigungen und Bilder des Hauses!

- Tanno Hüttenrauch


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