Osthedig Alt-Westerland; Hüs 20; Ein früherer sehr alter Staven in Westerland und seine Geschichte

 
Das Grundstück war schon sehr lange bebaut, es ist sicherlich einer der ältesten Staven im nord-östlichen (Hedigen) Teil von Westerland.

Das Haus stand östlich an der Straße “Zwischen-den-Hedigen” wo diese in die Stadumstraße mündet 

Zwischen 1611 und 1628 war der erste Besitzer = Schwen Teides
Möglicherweise kurz darauf war um 1640 Teide Teides der Besitzer.
zwischen 1642 und 1666 wurde als Besitzer = Marin Teides, genannt,
    möglicherweise die Witwe des Teide Teides
zwischen 1689 und 1704 wurde als Besitzerin = Marin Peter Teides genannt.
    Höchstwahrscheinlich war sie die Witwe des 1653 genannten Peter Teides, wahrscheinlich der Sohn von Teide Teids

Peter Teides und Marin hatten einen Sohn:
    Jens Petersen "(Hoch)deutscher / Deutscher", wahrscheinlich um 1670 herum geboren (+um 1744).

Wahrscheinlich hatten die beiden auch eine Tochter:

Um 1696 herum heiratete Jens Peter Deutscher, Karen Peter Bohn (*1671 Westerland?; +28.1.1754 Haus 20).

Sie hatten mehrere Kinder:

1709 wurde "Janne Petersen" (= Jens Peter Deutscher) als Besitzer des Hauses genannt.

Über ihn und das Haus wurde in der "Anschreibung der Hußen & Ländereyen" unter anderem folgendes berichtet:
"1) Zum Land:
- Kann jährlich 7 Fuder Heu bergen 
von Wert a 2 Mark denn es wohl zu observieren, dass das beste Land mit der See weggespühlet und auch mit Sand überstoben ist.
- Säet jährlich 2 Tonne und 2 Schip Roggen und 2 1/2 Tonne Gärste. 
- Kann während ein Jahr ein Schip Saat Landes gelten 5 Mark etlicher maßen 10
- hat davon nichts veräußert.
2) Tiere:
- 2 Pferde
- 2 Kühe
- 3 kleine Stiere
- 7 Schafe, welches sein völliger Beschlag. 
- Heuer Weyde ist hier nicht, Andern müßen unsere Beesten auf fremder Weyde halten, auf List gilt ein Stück Vieh zu gräßen und weyden 1 und ein gilt 3.
3) Das Haus besteht aus:
- eine 
Kammer, Pesel Stube und Außendiehl groß 7 Fach
Droschlohe und Stall 6 Fach
Scheune 5 Fach
Schafstall 3 Fach
alles Gebäude in ziemlichem Zustande erfindlich.
4) Hat keine Fischerey als was er in der saltzen See mit großer Mühe fangen kann, zu sein und der Seinigen nothwendigen Unterhalt, welche Fischerey ungewiß ist.
5) Hat keine Nahrung als aus der See, und was er davon erlangen kann; kunte sich außer diesem nebst den Seinigen nicht ernehren."

Wahrscheinlich 1744 starb Jens Peter Deutscher.
Im Haus lebten 1745 nur noch die Witwe Karen und ihr Sohn Theyde (Seefahrer).

Am 24.11.1746 heiratete Theyde Jensen Deutscher, Maren Boh Klein (*27.7.1713 Archsum; +30.11.1747 Haus 20)

Jens' Mutter Maren starb allerdings schon am 10.11.1747.

Am 15.5.1750 heiratete Theyde Jensen Deutscher erneut, diesmal Erkel Poh Früdden (*22.10.1726 Tinnum; +18.3.1807 Haus 20), sie zog in das Haus ein.

Am 7.7.1751 wurde ein Sohn geboren (Peter), dieser war bei der Geburt tot.

Am 18.8.1753 wurde wieder ein Sohn geboren, Peter Thiesen Deutscher (+25.8.1827 Haus 20).

Am 28.1.1754 starb die alte Karen Peter Bohn.
Dann lebten in dem Haus nur noch Theyde Jensen Deutscher (Seefahrer) mit seiner Frau Erkel und den Söhnen Jens und Peter. 

Am 16.9.1759 wurde Theyde noch ein Kind geboren: Boh Thiesen Deutscher.
    Boh / Poh starb schon am 4.7.1761.

1778 wurde das Haus komplett erneurt.

1778 bekam dieser Staven (damalige HausNr. 19; Jens Thiesen Deutscher) einen Anteil an den Gemeindeländereien: 1 Los

Am 12.1.1786 heiratete Peter Thiesen Deutscher, Gondel Bleik Andresen (*11.10.1767 Haus 121; +1.3.1849 Haus 20)
Sie hatten mehrere Kinder:

Am 25.6.1796 starb Theyde Jensen Deutscher.

1803 wohnten in dem Haus: Peter Thiesen Deutscher (Seefahrer) mit seiner Frau Gondel und seinen fünf Kindern. Peter's Mutter, die alte Witwe Erkel Poh Früdden, wohnte ebenfalls im Haus.

Am 18.3.1807 starb seine Witwe, Erkel Poh Früdden.

Am 25.8.1827 starb Peter Thiesen Deutscher.

1835, 1840 & 1845 wohnten in dem Haus: Die Witwe Gondel Peter Deutscher (Landwirtin, lebte hauptsächlich von ihrem Vermögen) und ihre vier noch lebenden Kinder (der Sohn Theide fuhr 1835 und 1840 zur See)

Am 1.3.1849 starb seine Witwe, Gondel Bleik Andresen.

1853 zogen Theide und die Schwestern aus dem Haus aus, sie zogen nach Tinnum in die "Alte Landvogtei"

Am 29.5.1853 heiratete Bleik Peter Thiesen Deutscher, Dürken Jensen Grawe (*28.4.1821 Kampen, wohnte 1845 im Haus 140 als Dienstmädchen; +23.6.1885 Haus 20). Dürken zog zusammen mit ihrer unehelichen Tochter, Irene Elisabeth Tedsen (*23.8.1849 Kiel?; heiratete am 11.5.1869 Erich Prott (*27.1.1846 Keitum; +9.2.1938 Munkmarsch); +10.10.1920 Munkmarsch) ein.

Bleik und Dürken hatten 3 Kinder:

Am 9.2.1858 starb Bleik Peter Thiesen Deutscher.

1860 wohnte in dem Haus die Witwe Dürken (Landwirtin) mit ihren vier Kindern, Irene, Peter, Gondeline und Bleik.

Am 22.11.1861, heiratete die Witwe Dürken erneut, diesmal den Maler Theodor Samuel Gotthilf Geiken (*1819 Kappeln, wohnte vorher 1860 im Haus 10; +1.1.1894 Haus 20). Die Ehe blieb kinderlos.

Am 14.9.1879 heiratete der Sohn, Bleik Thiesen Deutscher, Irene Petrine Petersen (*18.7.1856 Morsum; +31.5.1910 Morsum)
Bleik und Irene hatten mehrere Kinder.

Am 23.6.1885 starb Dürken Jensen Grawe.
Ihr Mann, Theodor Geiken, starb am 1.1.1894

Am 31.5.1910 starb Irene Petrine Petersen.

Am 7.2.1935 starb der Witwer, Bleik Thiesen Deutscher.

1958 gehörte das Haus immer noch der Familie Deutscher.

1972 wurde das Haus auf dem Grundstück dann abgerissen, nachdem das Land mehr als 360 Jahre in den Händen der selben Familie war.

Ich freue mich über Kommentare, Berichtigungen und Bilder vom Haus!

- Tanno Hüttenrauch

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